Hybride Heizungen auf der ISH 2025 in Frankfurt

Ein Kurzinterview mit Christian Dehn, Kälteanlagenbauermeister und Gründer von Hybridio, zum Stand von Hybriden Heizungssystemen von der diesjährigen ISH, der Weltleitmesse für Wasser, Wärme, Luft in Frankfurt.

Frage: Herr Dehn, Sie waren auf der ISH 2025 in Frankfurt. Was war Ihr Gesamteindruck von der Messe?

Christian Dehn: Die ISH ist natürlich wie immer eine wichtige Plattform, um neue Entwicklungen im Bereich Heizung, Klima und Energieeffizienz zu entdecken. Aber ehrlich gesagt, war ich in diesem Jahr auch etwas ernüchtert. Es wurde viel von Innovation gesprochen – besonders bei den großen etablierten Anbietern – was dann zum Beispiel als "hybrides Heizsystem" präsentiert wurde, war in vielen Fällen eher ein Rückschritt.

Frage: Was meinen Sie konkret mit Rückschritt?

Christian Dehn: Nehmen wir Bosch als Beispiel: Dort wurde ein neues Heizsystem als revolutionäre All-in-One-Lösung präsentiert, die letztlich nichts anderes ist als eine klassische Gastherme mit ein paar Möglichkeiten zur Hybridisierung. Sobald die Gaseinheit irgendwann abgeschaltet wird oder per Gesetz abgeschaltet werden muss, ist es dahin mit der Effizienz. Solche Systeme sind aus meiner Sicht keine Brücke in eine klimaneutrale Zukunft, sondern eine Sackgasse.

Frage: Warum ist das Konzept von Bosch aus Ihrer Sicht eine Sackgasse?

Christian Dehn: Ein solches Konzept verlängert den fossilen Fußabdruck künstlich. Im Grundsatz ist es erst einmal sehr clever, eine Wärmepumpe mit einer Gastherme zu kombinieren – und damit eine Kombination aus Flexibilität und Versorgungssicherheit zu schaffen. Es ähnelt tatsächlich in einigen Ansätzen unserem Konzept, wenn wir bei Hybridio von der Hybridisierung von Bestandsheizungen sprechen. Was mich daran wirklich stört, dass das Grundsystem eine neue Gastherme ist. Anstatt konsequent auf erneuerbare Energien zu setzen, schafft man so Systeme, die auf Jahre hin weiter fossile Brennstoffe verbrauchen – mit allen bekannten Nachteilen für Klima, Abhängigkeit und Kostenentwicklung. Das ist keine nachhaltige Lösung, sondern eher ein "Weiter so" mit modernem Anstrich.

Frage: Was wäre denn aus Ihrer Sicht ein sinnvoller hybrider Ansatz?

Christian Dehn: Echte Hybridlösungen setzen auf die Kombination erneuerbarer Energiequellen – zum Beispiel Photovoltaik, Wärmepumpe und saisonale Speicher – idealerweise intelligent gesteuert und auf Effizienz getrimmt. Diese Lösungen kosten leider immer noch so viel, dass sich das kaum jemand leisten kann. Ein Zwischenziel muss es also sein, den fossilen Anteil schnell deutlich runterzufahren und gleichzeitig den Investitionsbedarf für die Hauseigentümer auf ein bezahlbares Niveau zu bringen.

Die Hybridisierung von Bestandsheizungen ist – so finden wir bei Hybridio – ein solcher sinnvoller Zwischenschritt. Wir reduzieren den Installationsaufwand, weil wir uns an das bestehende Heizungssystem andocken und kaum etwas aus- oder umbauen müssen. Das reduziert die Investitionskosten und bringt dem Kunden trotzdem von Anfang an spürbare Einsparungen. Gleichzeitig nehmen wir mit einer solchen Lösung die Kunden auch mit allen Ihren Ängsten vor der neuen Technologie mit, indem wir die fossile Heizung als Backup behalten. Und wenn der Kunde dann feststellt, dass die Wärmepumpe durchaus auch alleine in der Lage ist, sein „älteres“ Haus warm zu bekommen, kann man die nächsten Schritte gehen, indem man sinnvoll dämmt und dann erst die fossile Heizung vom Netz nimmt.

Frage: Sie sind ja nun schon seit über 25 Jahren in der Branche, Was glauben Sie, wie reagieren die Heizungserrichter auf solche Angebote?

Christian Dehn: Die Heizungserrichter reagieren ganz unterschiedlich. Manche folgen den vermeintlichen „Neu“-Entwicklungen der etablierten Hersteller beinahe blind. Manche sind aber auch skeptisch – gerade die jüngeren Planer und Techniker. Man merkt vor allem bei den jüngeren Heizungserrichtern, dass ein Umdenken stattfindet. Es gibt keine Entweder-Oder-Lösung: Einfach einen Brenner durch eine Wärmepumpe zu ergänzen ist nicht in jedem Objekt zielführend. Die Systeme müssen ganzheitlich gedacht werden, sonst verlieren wir Zeit und Glaubwürdigkeit in der Energiewende.

Frage: Was wünschen Sie sich für die nächsten Jahre?

Christian Dehn: Ich wünsche mir mehr Mut zur echten Innovation – und weniger Greenwashing. Die Technologien für eine fossilfreie Zukunft sind alle da, jetzt geht es darum, sie sinnvoll zu kombinieren und anzuwenden. Dafür braucht es aber auch den Willen, alte Geschäftsmodelle hinter sich zu lassen und mehr ins miteinander zu gehen.

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